© Copyright by
"www.steffans-schachseiten.de"
2. Internationale Fränkische Großmeistertage 2004
zurück zur Hauptseite
Impressum
aktualisiert am 16.08.2008 20:57

Pressebericht
vom 20.02.2004 / von Richard Reinl - Lokalredaktion Pegnitz

Stelldichein der Schach-Großmeister

Denksportler schätzen die Gastfreundschaft in Waischenfeld — Erinnerung an große Namen

011WAISCHENFELD — Von großen Namen war wieder die Rede in der „Pulvermühle“, von den Weltmeistern vergangener Tage, von Großmeistern und von hoffnungsvollen Talenten für die Zukunft. Über allem aber schwebte der Name Bezold. Alles zusammen ein untrügerisches Zeichen: Es sind wieder Fränkische Großmeistertage in Waischenfeld.
Vor vier Jahren haben die Gebrüder Michael und Dr. Thomas Bezold erstmals Fränkische Großmeistertage veranstaltet. Sie wurden zu einem großen Erfolg und zu einer der letzten Sternstunden des kurz darauf verstorbenen „Pulvermüllers“ Kaspar Bezold.
Zu groß war der Schock des plötzlichen Todes, um den ursprünglich geplanten zweijährigen Turnierturnus halten zu können. Doch mittlerweile gibt es mit Christian Bezold einen jungen „Pulvermüller“, der zusammen mit seiner Mutter Erika das von Kaspar Bezold überlassene Erbe hoch hält. Zeit also, wieder ein Turnier zu organisieren. Es gilt in Fachkreisen mit dem ELO-Schnitt von 2516 Punkten als das bedeutendste nach dem Dortmund-Open: Nicht weniger als elf Denksportler aus fünf Nationen treten gegeneinander an, darunter vier der zehn Erstplatzierten bei der Deutschen Meisterschaft 2004. Dr. Thomas Bezold versprach denn auch bei der Eröffnungsfeier spannende Partien: „Die Konkurrenz liegt nur 120 ELO-Punkte auseinander. Somit kann jeder jeden schlagen, jeder kann das Turnier gewinnen.“ Angegliedert sind noch Jugend-Sichtungsturniere und ein Sondertraining des Bundes-Nachwuchskaders. Kein Wunder, dass der Präsident des Deutschen Schachbundes, Alfred Schlya aus Oberhausen, nicht nur vom geballten Auftreten des Namens Bezold, von der Omnipräsenz der CSU und von der Schachtradition der „Pulvermühle“ begeistert war. Die Qualität der Starter überraschte ihn ebenso wie den Vorsitzenden des oberfränkischen Schachbezirks, Hans Binzler aus Kronach: „Im Schach-Jahresrückblick wird Waischenfeld direkt neben Dortmund und Hamburg zu finden sein.“
Lothar Schmid aus Bamberg, selbst Großmeister und seit 1968 auch Weltmeisterschaftsschiedsrichter, schwelgte in Erinnerungen an ein erstes internationales Turnier in Bamberg mit dem russischen Weltmeister Tigran Petrosjan. Es sei damals nicht zuletzt durch die Gastfreundschaft der Familie Bezold zu einem Turnier der Freundschaft geworden: „Wir haben damals mit Schach in der schwierigen Nachkriegszeit Völkerverständigung betrieben.“ Damals wurde die Tradition der Schach-Hochburg „Pulvermühle“ begründet. Die Sensation überhaupt und bis heute unglaublich sei, dass der überall gesuchte Weltmeister Bobby Fischer monatelang bei der Familie Bezold gewohnt habe. Auch Landrat Dr. Klaus-Günter Dietel, der wieder die Schirmherrschaft übernommen hat, griff die großen Namen aus der Schachszene auf und ergänzte sie mit so berühmten Literaten wie Günther Grass oder Heinrich Böll, die sich 1967 in der Abgeschiedenheit der „Pulvermühle“ zum letzten Treffen der „Gruppe 47“ zusammengefunden hatten. Er zitierte den Dichter Jean Paul, der Schach als Treibmittel für das Gehirn bezeichnet habe. Mehr noch: Nirgends sonst sei es so legitim, mit der Dame zu spielen. Der Landrat lud die Denksportler in die Therme Obernsees ein, Bürgermeister Edmund Pirkelmann wollte mit einer Einladung zu einem Empfang im Rathaus mit Eintrag ins Goldene Buch nicht nachstehen. Bevor das Büfett lockte, stellten die Paten von „Pulvermüller“ Christian Bezold über verschiedene heimische Firmen bis hin zur Schachabteilung von Bayern München ihre Schützlinge vor, darunter auch drei Nachwuchsspieler, die sich hier eine weitere Großmeister-Norm erspielen können. Manche von ihnen waren schon Nachwuchs-Weltmeister in ihren Altersgruppen, manche haben noch eine große Zukunft vor sich. Dr. Thomas Bezold: „Die Chinesin Zu Chen, 2000 in Waischenfeld am Start, ist mittlerweile Weltmeisterin.“

„Live im Internet“
Meisterlich ist auch, wie Klaus Steffan aus Pegnitz und Axel Fritz aus Löhe das Geschehen rund um die Bretter aufbereiten: Erstmals können fünf Partien weltweit live im Internet verfolgt werden. Auf diese Weise werden jeden Tag mehrere Tausend Schachspieler zumindest virtuell in der „Pulvermühle“ zu Gast sein. Die heimische Bevölkerung ist eingeladen, das Turnier direkt vor Ort zu verfolgen. Der jeweils spielfreie Großmeister wird dabei die Partien kommentieren. RICHARD REINL