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2.
Internationale Fränkische Großmeistertage
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Pressebericht
vom 21.02.2004
Rauchende Köpfe am karierten Brett
Schach-Großmeistertage: „Drei Damen“ zwingen Ex-Jugendweltmeister in die Knie — Spannung pur
WAISCHENFELD (mb) — Drei Entscheidungen, zwei Remisen: Die Auftaktrunde der 2. „Internationalen Fränkischen Großmeistertage“ brachte die mit Spannung erwarteten Partien.
Pünktlich um 16 Uhr tickten die Schachuhren, und die Akteure mussten zum ersten Mal in der „Pulvermühle“ ihr Können unter Beweis stellen. Dabei kam es zu interessanten Aufeinandertreffen.
In einem Duell der ehemaligen Jugendweltmeister musste die Französin GM Almira Skripchenko gegen den holländischen IM Daniel Stellwagen antreten.
Der Niederländer baute sich, seinem Ruf als Offensivspieler gerecht, eine Angriffsstellung auf, unterschätzte aber die Verteidigungsressourcen der umsichtigen Großmeisterin. Sie setzte gekonnt zum Konter an und eroberte einen Bauern, der ihr eine zusätzliche Dame ins Spiel brachte. Gegen diese „Frauenpower“ — zwei Damen auf dem Brett, eine Dame am Brett — war jede Gegenwehr zwecklos und die Aufgabe Stellwagens der einzige Ausweg.
In einem rein deutschen Match trafen der Baden-Badener GM Fabian Döttling und der für den SC Forchheim in der 2. Schach-Bundesliga spielende Großmeisteranwärter Michael Prusikin aufeinander.
Nach ausgeglichenem und wenig spektakulären Verlauf endete die Partie unentschieden.
Einen unglücklichen Einstand erwischte der Waischenfelder Großmeister Michael Bezold. Im Duell gegen seinen Mannschaftskollegen vom Hamburger Schachklub, GM Jan Gustafsson, zog der Franke den Kürzeren. Der Lokalmatador geriet nach der Eröffnung in eine schlechtere Stellung und verbrauchte zu viel Denkzeit für seine Verteidigungsstrategie. Im 37. Zug, als die Stellung anfing, sich zu Gunsten Bezolds zu neutralisieren, verlor er durch Zeitüberschreitung.
Im Kampf der beiden erfahrensten Turnierspieler setzte sich der Ulmer Großmeister Klaus Bischoff gegen seinen schwedischen Kontrahenten Jonny Hector durch. Dabei sah es zunächst gar nicht so aus, als ob eine Seite einen Vorteil für sich in Anspruch nehmen könnte. Eine Unaufmerksamkeit brachte Hector aber derart in Schwierigkeiten, dass er seine Figuren sehr passiv platzieren musste und Materialverluste nicht mehr vermeiden konnte. Nationalspieler Klaus Bischoff ließ sich eine solche Chance nicht entgehen und spielte ein sehenswertes Matt heraus.
Die längste Partie des Tages mit knapp sechsstündiger Dauer zwischen der deutschen Nachwuchshoffnung IM David Baramidze und dem englischen GM Stuart Conquet war von großem Kampfgeist geprägt. Über weite Strecken kontrollierte der erst 15-jährige Baramidze, der in der „Pulvermühle“ eine weitere Großmeisternorm erspielen möchte, das Geschehen. Die Ereignisse auf dem Brett überschlugen sich in der vierten Stunde kurz vor der Zeitnotphase, als der Dortmunder einen Turm für einen Springer geben musste. Im Gegenzug erhielt er dafür zwei Bauern, die normalerweise den Sieg bedeuten. Aber die listige Verteidigung des erfahrenen Briten, der 1981 Jugendweltmeister war, rettete ihm das Remis.
Mit drei entschiedenen Partien und zwei Remisen geht das Turnier mit Schwung in die zweite Runde. Da auch das zweite Remis der ersten Runde nach hartem Kampf ausgespielt wurde, erlebten die zahlreichen Zuschauer einen dramatischen Auftakt, der jede Menge Spannung und attraktive Partien für den weiteren Turnierverlauf verspricht.
Ab heute greift der nach der ELO-Weltranglistenpunktezahl am höchsten eingeschätzte GM Arkadij Naiditsch ins Geschehen ein. Er war auf Grund des ungeraden Teilnehmerfeldes in der ersten Runde spielfrei. Dabei kommt es am Samstag zum interessanten Duell gegen den holländischen Ex-Jugendweltmeister Daniel Stellwagen.
Am Sonntag wird eine Doppelrunde gespielt, die jeweils um 9.30 und 17 Uhr beginnt, um den Schachfans aus der Region am Feiertag zwei Spiele live anbieten zu können.
Zusätzlich kommt am Wochenende mit Großmeister Christian Gabriel ein weiterer hoch dekorierter Spieler in die „Pulvermühle“, der für die Zuschauer die Partien kommentiert.
Nachwuchs darf spicken
Seit gestern laufen auch die Rahmenprogramme der Großmeistertage. So veranstaltet der Deutsche Schachbund parallel zum Großmeisterturnier am Wochenende zwei Nachwuchslehrgänge für den nationalen D-/C-Kader und die Mitglieder der Botwinnik-Schule. Hier handelt es sich um die talentiertesten deutschen Mädchen (bis 14 Jahre). Im Rahmen dieses Sondertrainings analysieren die Nachwuchsspieler die Partien der Großmeistertage und sollen gleichzeitig die Möglichkeit erhalten, internationale Wettkampfluft zu schnuppern.
Heute beginnt auch der Nachwuchs-Cup. Hier treten der für den TSV Bindlach in der 2. Bundesliga spielende Slowake IM Jan Markos und der Backnanger IM Arik Braun gegeneinander an. Dem Sieger des Vier-Partien-Matches winkt ein Startplatz bei den nächsten Großmeistertagen.
Im ebenfalls heute beginnenden Nachwuchscup spielen Marco Baldauf und das Bayreuther Talent Axel Heinz gegen die holländischen Nachwuchshoffnungen Joost Michielsen und Robin Swinkels. Der Sieger dieses Rahmenturniers erhält einen Startplatz bei den internationalen deutschen Jugendmeisterschaften.